
Hunde sind faszinierende Wesen. Sie verstehen uns oft besser, als wir glauben – manchmal sogar besser als wir uns selbst! Doch während wir fleißig an „Sitz“, „Platz“ und „Bleib“ feilen, vergessen wir oft, dass unsere Vierbeiner nicht nur auf Worte reagieren, sondern vor allem auf Gesten und Körpersprache.
Aber welche Gesten versteht dein Hund besonders gut? Gibt es vielleicht sogar welche, die deinem Hund wie von selbst einleuchten? Und wie kannst du das nutzen, um ihm coole Tricks beizubringen – wie zum Beispiel die berühmte „Rolle“?
In diesem Blogbeitrag verrate ich dir alles darüber, wie Hunde unsere Bewegungen lesen, welche Rassen besonders lernfähig sind und warum meine kleine Malteser-Hündin für Leckerlis quasi eine Doktorarbeit in Verhaltenspsychologie abgelegt hat.

Warum Gesten so wichtig sind: Hunde sind Meister der Körpersprache!
Hunde kommunizieren untereinander vor allem nonverbal – durch Mimik, Körperhaltung und Bewegungen. Kein Wunder also, dass sie auf unsere Gesten besonders gut reagieren.
Hast du schon mal bemerkt, dass dein Hund aufgeregt auf dich zuläuft, wenn du dich vorbeugst oder in die Hocke gehst? Oder dass er direkt zur Tür sprintet, wenn du nach deinen Schlüsseln greifst? Das liegt daran, dass Hunde Meister darin sind, unsere Bewegungen zu beobachten und daraus Rückschlüsse zu ziehen.
Und genau das können wir nutzen, um Befehle und Tricks beizubringen! Denn oft versteht dein Hund eine Handbewegung schneller als ein verbales Kommando.

Diese Gesten versteht dein Hund besonders gut
1. Zeigen und Deuten
Wenn du auf etwas zeigst oder deutest, folgt dein Hund automatisch deinem Fingerzeig. Das liegt daran, dass Hunde gelernt haben, dass Zeigen bedeutet: „Da passiert etwas Interessantes!“
Tipp: Nutze das beim Training! Zum Beispiel, wenn du deinem Hund beibringen willst, auf seinen Platz zu gehen. Zeige einfach auf das Hundebett, während du das Kommando gibst.
2. Körperhaltung und Blickrichtung
Hunde beobachten genau, wohin du schaust und wie du stehst. Eine nach vorne gebeugte Haltung wirkt zum Beispiel einladend und spielerisch, während eine aufrechte und starre Körperhaltung eher Autorität signalisiert.
Tipp: Wenn du möchtest, dass dein Hund zu dir kommt, beuge dich leicht nach vorne und schau ihn an. Willst du hingegen, dass er an Ort und Stelle bleibt, halte Blickkontakt und bleibe aufrecht stehen.
3. Handbewegungen und Gesten
Ob Handzeichen für „Sitz“, eine ausladende Bewegung für „Bleib“ oder ein einfaches Deuten auf den Boden für „Platz“ – Handgesten sind unglaublich wirkungsvoll. Hunde lesen diese intuitiv und verknüpfen sie schnell mit einer gewünschten Aktion.
Tipp: Entwickle für jeden Trick eine eindeutige Handbewegung und verwende sie konsequent zusammen mit dem Sprachkommando.

Welche Rassen besonders lernfähig sind (und welche etwas mehr Geduld brauchen)
Ja, es gibt sie: Die „Streber“ unter den Hunderassen. Während einige Vierbeiner scheinbar mühelos jedes Kommando ausführen, brauchen andere etwas mehr Überzeugungsarbeit (oder ein besonders leckeres Leckerli).
Die Streber: Besonders lernfähige Rassen
Border Collie – Die Intelligenzbestie unter den Hunden. Sie lieben es, gefordert zu werden und lernen neue Tricks in Windeseile.
Pudel – Intelligent und verspielt. Perfekt für komplexe Tricks und anspruchsvolle Aufgaben.
Deutscher Schäferhund – Loyal und gelehrig. Sie folgen aufmerksam jeder Geste und lernen extrem schnell.

Die Gemütlichen: Brauchen etwas mehr Geduld
Bulldoggen – Stur, aber liebenswert. Sie machen nur mit, wenn sie wirklich Lust dazu haben.
Basset Hound – Eher gemütlich und mit einer eigenen Agenda. Motivation durch Leckerlis hilft hier enorm.
Chow Chow – Stolz und eigenständig. Hier muss man sich das Vertrauen und die Aufmerksamkeit verdienen.

So bringst du deinem Hund „Rolle“ bei
Der Trick „Rolle“ sieht nicht nur niedlich aus, sondern fördert auch die Körperspannung und Beweglichkeit deines Hundes. Und das Beste: Mit der richtigen Geste und Motivation ist es gar nicht so schwer beizubringen!

Voraussetzungen:
✅ Dein Hund sollte bereits "Platz" (Hinlegen) beherrschen.
✅ Belohnungen bereithalten (Leckerlis oder Spielzeug).
✅ Ein ruhiger Ort ohne Ablenkung.
✅ Viel Geduld und Spaß am Training!
Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Rolle:
1. Hund in die Platz-Position bringen
Gib das Kommando "Platz", damit dein Hund sich hinlegt.
2. Leckerli zur richtigen Position führen
- Halte ein Leckerli nah an seine Nase.
- Führe es langsam seitlich über seine Schulter Richtung Rücken, sodass er sich zur Seite neigt.
3. Erste Drehbewegung auslösen
- Wenn dein Hund sich zur Seite kippt, belohne ihn zunächst für diese Bewegung.
- Wiederhole diesen Schritt, bis er sich von selbst auf die Seite legt, wenn du das Leckerli bewegst.
4. Ganze Rolle fördern
- Führe das Leckerli weiter über seinen Rücken, sodass er sich ganz herumdreht.
- Sobald er sich komplett herumrollt, sofort loben & belohnen!
5. Kommando hinzufügen
- Sobald dein Hund die Bewegung versteht, sage während der Leckerli-Führung das Wort "Rolle".
- Nach mehreren Wiederholungen verknüpft er die Bewegung mit dem Kommando.
6. Ohne Handzeichen üben
- Reduziere nach und nach die Leckerli-Handführung und nutze nur das Wort "Rolle".
- Erst belohnen, wenn dein Hund sich ohne große Hilfe rollt.
Tipps für den Erfolg:
✔ Geduldig bleiben! Manche Hunde lernen es in ein paar Tagen, andere brauchen länger.
✔ Immer positiv verstärken! Loben und belohnen, keine Strafen.
✔ Nicht zu lange üben – 5-10 Minuten pro Trainingseinheit reichen.
✔ Den richtigen Untergrund wählen – Weichere Unterlagen wie eine Matte oder Wiese sind angenehmer.
Falls dein Hund Schwierigkeiten hat:
- Belohne jede kleine Bewegung in die richtige Richtung.
- Falls er nicht weiterrollt, hilf ihm sanft mit der Hand.
- Einige Hunde brauchen eine kurze Pause zwischen den Wiederholungen.
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Meine Malteser-Hündin und das Handtuch-Ritual
Ich muss gestehen: Meine Malteser-Hündin würde für ein Leckerli wahrscheinlich eine Doktorarbeit schreiben. Kein Wunder also, dass sie schnell Tricks lernt – solange die Belohnung stimmt.
Eines Tages stand ich vor einem Problem: Baustelle vor dem Haus, nasse Pfoten, dreckiger Boden. Selbst mit Waschlappen blieben schwarze Pfotenabdrücke zurück. Also legte ich einfach ein Handtuch hin und tat so, als würde ich mir die Füße abtreten. Sie sah mich an, als wäre ich verrückt, aber nach ein paar Wiederholungen kam sie neugierig dazu, drehte sich auf dem Handtuch im Kreis – und ich feierte sie wie eine Heldin.
Seitdem läuft sie nach dem Spaziergang ganz von selbst aufs Handtuch und wischt sich die Pfoten ab. Ganz ohne Leckerli, aber mit stolzgeschwellter Brust und einem Blick, der sagt: „Na, das hab ich doch toll gemacht, oder?“

Geduld und Einfühlungsvermögen für Hunde aus dem Auslandstierschutz oder aus schlechter Haltung
Hunde aus dem Auslandstierschutz haben oft eine schwierige Vergangenheit hinter sich. Viele von ihnen stammen aus überfüllten Tierheimen oder sogar aus Tötungsstationen in verschiedenen Ländern Osteuropas oder Südeuropas.
Sie haben häufig wenig bis gar keinen positiven Kontakt zu Menschen erlebt und mussten in harten Bedingungen überleben. Das prägt natürlich ihr Verhalten – umso mehr verdienen sie Verständnis, Geduld und eine liebevolle Führung.

Gesten und Bewegungen – Was Hunde aus schlechter Haltung brauchen
Besonders bei diesen Hunden ist Vorsicht bei Gesten und Bewegungen gefragt. Sie können auf plötzliche oder laute Gesten ängstlich oder sogar panisch reagieren, da sie oft schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht haben. Statt schneller Bewegungen und lauter Worte hilft es, sich ruhig und langsam zu nähern. Klare, sanfte Handgesten und eine leise, beruhigende Stimme geben Sicherheit und Vertrauen.

Mit Geduld zum Erfolg – Vertrauen Stück für Stück aufbauen
Der Schlüssel zu einer guten Beziehung mit einem Hund aus dem Auslandstierschutz ist Geduld. Vertrauen entsteht nicht über Nacht. Es braucht viele kleine Schritte, um dem Hund zu zeigen, dass er nun in Sicherheit ist. Jede positive Begegnung, jedes Leckerli, das vorsichtig angenommen wird, und jede vorsichtige Annäherung sind große Fortschritte. Es ist wichtig, dem Hund die Zeit zu geben, die er braucht, und ihm mit viel Geduld zu begegnen.

Von Angsthase zum treuen Begleiter – Unsere ganz persönliche Geschichte
Wie ich schon einmal erwähnt habe, war meine kleine Malteser-Hündin anfangs unglaublich ängstlich. Als ich sie vor sechs Jahren als Welpe bekam, kannte sie so gut wie nichts von der Welt draußen. Gassi gehen? Unvorstellbar! Alles war ihr fremd und machte ihr Angst – selbst die Dunkelheit schien sie zu erschrecken. Dazu kam ihre hohe Sensibilität: Jede schnelle Bewegung, selbst eine unbedachte Handbewegung, ließ sie zusammenzucken.
Es brauchte viel Geduld, sanfte Worte und vor allem unendlich viel Liebe, um ihr zu zeigen, dass die Welt gar nicht so furchteinflößend ist. Ich musste lernen, mich ruhig und behutsam zu bewegen, um ihr Sicherheit zu geben. Doch mit der Zeit hat sich all die Mühe ausgezahlt. Langsam, Schritt für Schritt, hat sie begonnen, mir zu vertrauen. Heute ist sie mein treuer Begleiter, der mir auf Schritt und Tritt folgt – auch wenn sie fremden Menschen gegenüber nach wie vor sehr zurückhaltend und scheu ist.
Was genau sie als Welpe erlebt hat, werde ich wohl nie erfahren. Aber es hat sie geprägt und aus ihr den sensiblen, liebevollen Hund gemacht, den ich über alles liebe. Für mich ist sie etwas ganz Besonderes – mit all ihren kleinen Eigenheiten und ihrer großen Seele.

Liebe und Geduld lohnen sich immer
Mit Geduld, Einfühlungsvermögen und ruhigen, klaren Gesten kann man auch das Herz eines unsicheren Hundes gewinnen. Es ist ein Weg voller kleiner Erfolge und manchmal auch Rückschritte, aber jeder Fortschritt stärkt das Band zwischen Mensch und Hund. Gerade Hunde aus dem Auslandstierschutz brauchen dieses besondere Verständnis und die nötige Zeit, um zu vertrauen. Doch die Mühe lohnt sich – aus einem ängstlichen Hund kann ein treuer Freund werden, der dankbar jede Geste der Zuneigung annimmt.

Fazit: Körpersprache und Gesten – der Schlüssel zur Hunde-Kommunikation
Hunde sind wahre Meister im Lesen unserer Körpersprache. Sie erkennen unsere Absichten, bevor wir überhaupt ein Wort sagen. Nutze das zu deinem Vorteil! Mit den richtigen Gesten und etwas Geduld kannst du deinem Hund so gut wie alles beibringen – ob „Rolle“, „Pfötchen geben“ oder sogar das Pfoten-Abwischen auf dem Handtuch.
Und das Schönste daran? Du stärkst die Bindung zu deinem Hund und hast dabei jede Menge Spaß.
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